Mittwoch, 24. Februar 2010
Logik...
Logik...
ein Wort, das schon so klingt, als wäre es schlauer als die Person, die es ausspricht.
Sweetlana wohnte in einer völlig anderen Stadt. Wir hatten seit Monaten erstmals wieder Kontakt und ich machte mir bereits wieder Hoffnung auf uns.
Dazu bestand gar kein Grund, denn sie war schon wieder vergeben und so direkt, wie sie es mir sagte, kam es mir nicht so vor, als würde die Beziehung so bald schon zu Ende gehen.
Doch ihre verruchte schöne Stimme am Telefon vernebelte bei mir jeglichen Verstand. Ich konnte es nicht mehr abwarten den Rest von ihr auch wieder live zu erleben.
Als würdest du an einem Schweineknochen nagen und willst endlich wissen, wie Rippchen, Nackenfilet und Schweineschenkel schmecken. Denn du kanntest den Geschmack ja bereits und wolltest erneut in seinen Genuss kommen.



So trafen wir uns wie verabredet in Köln.
Schon von weitem fiel mir ihre strahlende Erscheinung auf. Ich fragte mich, ob es Absicht war, dass sie wieder ihr schwarzes Top mit dem glitzernden Rosendruck von unserem ersten Kennenlernen anhatte. Mit offenen Armen fiel sie mir um den Hals und außer, dass sie ein neues Parfum trug, war alles mit einem Mal wieder wie früher.
Wir gingen etwas trinken und redeten miteinander, als hätten wir uns nur eine Woche oder so nicht gesehen. Dabei lagen Monate zwischen unserem Wiedersehen. Und wäre das Thema nicht ab und zu immer wieder beinahe unabsichtlich auf ihren neuen Freund gekommen, hätte ich wohl vergessen, dass wir gar nicht mehr zusammen waren.
Sie erzählte mir, dass sie unbedingt ne neue Hose brauchte und ehe ich antworten konnte, standen wir schon in der Damenabteilung des nächsten Kaufhauses. Ich erinnerte sie daran, dass wir nicht ewig Zeit hatten, denn das Konzert wartete nicht auf uns. Doch sie meinte nur, dass wir uns nun so lange nicht mehr gesehen haben, dass wir alle Zeit der Welt hätten.
Dieser Satz gefiel mir in dem Moment viel zu gut.
Sie probierte eine Hose nach der anderen an, und sogar ein paar Oberteile waren dabei, was mich nicht sehr wunderte. Denn wenn es ums Shoppen geht, dann können sich Frauen eh nicht auf ihre Vorsätze versteifen.
Als würdest du einen Hund darauf abrichten nur die Sonntagszeitung von draußen reinzuholen. Die von Montag und Mittwoch liegen garantiert irgendwann auch auf dem Sofa.
Artig präsentierte Sweetlana mir ein Teil nach dem anderen und erwartete eine fachmännische Meinung von mir. Dabei sah alles an ihr verdammt gut aus und das größte Problem bestand nicht darin, ihr zu einer falschen Hose zu raten, sondern, dass ich nicht selbst mit in die Umkleide reinsprang.
Der Shoppingtrip zog sich hin und da sie danach unbedingt noch etwas trinken musste, da das ganze Umziehen so schrecklich anstrengend war, kam es wie es kommen musste und wir trafen zu spät beim Konzert ein. Unser Lieblings-DJ war nur für den Opener zuständig und wurde danach von anderen DJs abgelöst. So hörten wir nur noch die letzten Beats von ihm, bevor er von der Bildfläche verschwand und wir umsonst da waren.
Auf die anderen DJs hatten wir nun auch keine Lust mehr. Wir gingen lieber irgendwo ein paar Cocktails trinken. Ich hatte meine CD von meinem Diskjockey und war glücklich. Ich staunte nicht schlecht, als ich an dem Strohhalm meines Blue Crooker... Creeker... irgendwas kaute und Sweetlana mit ihrer neugekauften Jeanshotpants von der Toilette zurück an unseren Tisch kam. Sie hatte sich entschlossen ihr neues Schmuckstück nicht die ganze Zeit in der Tüte mit sich rumzutragen sondern lieber direkt auf ihren langen Beinen, die durch die kurzen Hosenbeine noch viel viel länger erschienen.
Ungern schaute ich auf die Uhr und sah meinen Zug zurück nach Hause schon ungeduldig mit den Rädern quietschen. Konnte Sweetlana mir nicht einfach vorschlagen mit zu ihr zu kommen?
HALT!
Was machte ich denn da? War für mich das Kapitel Sweetlana nicht seit unserer Trennung restlos abgeschlossen? Sie war in eine andere Stadt gezogen und hat dort einen anderen Freund gefunden. Da konnte ich doch nicht einfach dazwischenfunken, nur weil ihr eine Jeanshose gut steht. Mh... wäre schön, wenn es nur an der Hose gelegen hätte. Das redete ich mir doch nur ein. Ich musste mir eingestehen, dass ich noch immer etwas von ihr wollte. Aber diesmal war es anders als früher. Denn dort wurde ich einfach ins kalte Wasser geworfen und mit Dingen überfordert, die schon geschahen ehe ich sie realisieren konnte. Nun merkte ich in bemerkbarer Geschwindigkeit, dass mir dieses Mädchen doch nicht so egal war, wie ich erst dachte.
Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, während ich auf der Rückfahrt nach Hause war. Zum Glück war ich das, denn so gut Rippchen auch schmecken, in eine intakte Beziehung sollte ich mich nicht drängen. Dafür war ich auch gar nicht der Typ.
Zu mindest dachte ich das immer.
Aber ich dachte schon so viel, was sich in Wirklichkeit als etwas ganz anderes erwiesen hatte.
Vielleicht stimmte auch dieser Punkt nicht mit meiner Weltanschauung überein.
Die Zugfahrt war noch lang. Darüber musste ich erst einmal nachdenken.
Nächster Halt: Illusionen...

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