Samstag, 27. Februar 2010
Illusionen...
Illusionen...
ein Wort wie aus einem Traum. Und so scheint es wohl auch zu sein. Unrealistisch, nicht echt, Einbildung.
Bei Zauberern gehören Illusionen zum Alltag. Sie machen Leuten etwas vor und verdienen so ihr Geld. Was hätte ich davon, wenn ich mir was vormachen würde? Ich bin kein Zauberer und verdiene dadurch auch nicht mein Geld. Warum mache ich mir dann etwas vor? Brauche ich das um mich besser zu fühlen?
Sweetlana war keine Illusion, doch das, was ich mir da zwischen uns beiden ausmalte war es.
Ich kann nicht oft genug wiederholen, dass sie in einer völlig anderen Stadt lebt und in einer glücklichen Beziehung steckt. Aber warum ignorierte ich dann diese Fakten und machte mir weiterhin Hoffnung? Lag das alles an unserem Treffen? Es lief alles so gut zwischen uns. Sie machte ihre üblichen zweideutigen Anspielungen und es kam mir nicht gerade so vor, als wäre ich ihr egal. Vielleicht lag es daran, dass ich mir nun etwas vormachte.



Wir trafen uns zwar nicht mehr, doch wir hatten weiterhin telefonisch Kontakt. Es dauerte lange, aber irgendwann hatte dann sogar ich begriffen, dass mein Verhalten völlig sinnlos war.
Es bringt nichts, wenn du dem Hotdogwagen die ganze Zeit die Straße runter hinterherrennst, obwohl du ganz genau weißt, dass er nicht anhalten wird. Zu mindest nicht für dich! Da bringt es auch nichts, dass du die ganze Zeit Würstchen aus dem Wagen zugeworfen bekommst, die dich bei der Stange halten. Denn den Rest des Hotdogs wirst du niemals bekommen.
Das sagte ich ihr dann auch.
Dass sie aufhören sollte mir schöne Augen zu machen und Sachen zu sagen, die nicht realistisch waren. Denn auch wenn es sich nur um Illusionen handelte, so taten diese trotzdem weh wie echte Schwerter, die in den Sarg mit dir darin eingeschoben werden.
Sweetlana holte daraufhin zum nächsten Zug aus und versprach mir zu meinem Geburtstag zu mir zu kommen. Und ich machte den nächsten Fehler, indem ich ihr glaubte und mich wie ein kleines Kind freute. Da war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich zwanzig wurde und Besuch von meiner Ex bekam oder ob ich drei wurde und den Kitzelmich-Ernie geschenkt bekommen würde.
Viele meiner Freunde hatten Sweetlana noch gar nicht kennengelernt und ich freute mich übertrieben ihnen die gutaussehende Blondine an meinem Geburtstag vorstellen zu dürfen. Da kümmerte es mich auch wenig, dass die eine oder andere Person noch absagte. Sweetlana wollte kommen, da konnten von mir aus alle absagen; Hauptsache sie war da.
Doch sie kam nicht. Einen Abend vor meinem Geburtstag sagte sie mir per Telefon ab. Sie hatte ihrem Freund erzählt, dass sie zu mir fahren wollte und als er ihr sagte, dass er es nicht gut fand, dass sie zu ihrem Ex fuhr, antwortete sie nur, dass er auch Grund haben sollte sich Sorgen zu machen.
Dachte dieses Mädchen denn überhaupt nicht nach? Nach diesen Worten war es doch klar, dass er sie nicht gehen lassen würde.
Dachte ich eigentlich nach? Was hätte es an der gesamten Situation geändert, wenn sie zu meinem Geburtstag gekommen wäre? Es würde Köln nicht näher an meinen Heimatort heranschieben und ihren Freund nicht auflösen.
Zauberer könnten dies. Sie könnten zwei Städte direkt nebeneinandersetzen und eine Person mit einem Fingerzeig in die Antarktis befördern. Das Problem ist nur, dass dies alles nur eine weitere Illusion wäre.
Sweetlana wollte ihre Absage wieder gut machen und lud mich zu ihr Silvester ein. Ich hatte gehofft, das in dem Moment irgendein Affe mit einem Hammer auf meiner Schulter saß und mir erst einmal eins übergebraten hätte. Hallo?! Merkte ich denn nicht, dass es genau die gleiche Situation wie an meinem Geburtstag war? Warum ignorierte ich denn alles nun schon wieder?
Wenn schon kein Affe mit einem Hammer zur Stelle war, dann wenigstens der nächste Türpfosten. Mir musste endlich klar werden, dass diese Spielchen keinen Sinn hatten. Sweetlana liebte Spaß. Sie hatte nichts anderes im Kopf, was genau der Grund war, weswegen wir uns damals getrennt hatten. Sie hatte nie etwas ernst genommen – auch nicht uns.
Deswegen war es aus und das war auch die beste Entscheidung. Also sollte ich doch wissen, wie sie tickt und mich endlich von ihr lösen. Dieses Mädchen tat mir nicht gut. Ich wusste genau, was ich falsch machte; tat es aber trotzdem. Und nur weil sich alles so leicht und einfach aus ihrem Mund anhörte. Für sie war es das auch, weil sie nichts ernst nahm. Sie hätte bestimmt kein Problem etwas mit mir und ihrem Freund gleichzeitig anzufangen. Aber darauf durfte ich mich nicht einlassen.
Ich hoffte, der Türpfosten war hart genug, dass diese Illusionen endlich aus meinem Kopf verschwanden. Ich sagte ihr für Silvester ab und auch klipp und klar, dass sie mir keine Hoffnungen mehr machen sollten. Im ersten Moment verstand sie nicht, was ich damit meinte, was ich ihr sogar glaubte. Sie nahm alles so locker, dass sie wohl nicht merkte, wie weh sie einem mit ihrer Art tun konnte.
Genau diese Art war es ja, die ich so an ihr mochte, aber ich hoffte, dass die Art des Türpfostens einen größeren Eindruck auf mir hinterlassen hatte und ich endlich checkte, das Sweetlana nur eine Illusion war.

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